Naturwein – und jetzt?

Naturwein

Biowein, biodynamischer Wein, Naturwein. Wer eine Steigerung zum bio- oder biodynamischen Wein sucht, wird beim Naturwein bzw. „vin naturel“ ankommen, denn: die Hersteller von Naturwein „überbieten“ die Anforderungen der Biodynamik meist noch. Das bedeutet zum Beispiel, dass Schwellenwerte bewusst weit unterschritten und Eingriffe im Keller weitestgehend vermieden werden. 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass, für einen klassischen Weintrinker, der Naturwein ziemlich fordernd und fast „befremdlich“ wirken kann. Das soll an dieser Stelle noch gar nicht wertend gemeint sein, sondern die Geister lediglich dafür sensibilisieren, dass dem Naturwein-Genuss Übung bedarf. Hinzufügen möchte ich gar: wir lassen ihn auch geschmacklich so sein wie er ist…. wir NEHMEN ihn so wie er ist.

In diesem Blogartikel hat die mainvino-Gründerin Resi alles zusammengefasst, was du über den Genuss von Naturwein wissen musst.

Optisch entspricht der manchmal (!!) unfiltrierte, ungeklärte Tropfen den allgemeinen Erwartungen an einen Naturwein. Man stellt sich da ja auch etwas Natürliches, Ursprüngliches vor, das sich gerne von den klassischen Weinen unterscheiden darf. Wenn man Neulinge fragen würde, was sie sich geschmacklich vom Naturwein erwarten, dann gibt es da relativ wenige Vorstellungen von dem, was den Naturwein geschmacklich ausmacht. Und so kann ich bestätigen, dass der ungeübte erste Probierschluck eines Naturweines doch etwas sonderlich sein kann. Vielleicht hat man sogar auch den Eindruck, dass geschmacklich etwas fehlt oder es von irgendwas zu viel ist oder, dass es nicht nach dem klassischen Wein schmeckt, den man bisher gekannt hat.

Und da sind wir im Prinzip schon beim Dreh- und Angelpunkt der ganzen Naturwein-Thematik angekommen – ganz nach dem Motto: Um nichts angereichert, um nichts reduziert – oder: Alles geht, nichts muss?

Naturwein vs. klassischer Wein

Bevor wir nun genauer in die Welt des Naturweines blicken, hier noch ein kurzer Exkurs zur klassischen Weinherstellung. Zentraler Unterschied ist, dass bei der herkömmlichen Vinifizierung einiges hinzugefügt werden kann, um den Wein klarer, haltbarer oder süßer zu machen. Beim Ausbau von Naturwein verzichten die Winzer auf diese beeinflussenden Komponenten und die, in der EU zugelassenen Zusatzstoffe. Auch im Weinberg selbst weicht der Umgang mit Bodenpflege und Schädlingsprävention /- bekämpfung erheblich ab.

Sulfite im Naturwein gibt es, ja!

Die in jedem Wein enthaltenen Sulfite (Schwefelstoffe) sind auch im Naturwein vorzufinden, da diese auf natürliche Weise beim Fermentieren der Trauben entstehen. Im Unterschied zu konventionellen Weinherstellung verzichten Naturwein-Winzer (meist) auf die Zugabe weiterer Sulfite, welche dem Wein zu mehr „Vollendung“ und Haltbarkeit verhelfen würden.

Naturwein herstellen erfordert Mut und einer andere Philosophie

Der Verzicht auf das Eingreifen beim Naturwein erfordert Mut und Hingabe des Winzers. Von diesem ist nämlich großer Einsatz im Weinberg gefordert. Was dort schiefläuft, kann im Rahmen der Naturwein-Philosophie im Keller nicht aufgefangen oder korrigiert werden. Erfahrung, gesunde Böden und Geduld mit der Natur sind grundlegende Voraussetzungen für das Gelingen von Naturwein. Viele Naturwinzer haben den Wunsch, ein möglichst natürliches, regionales Produkt herzustellen, das ohne „Schönen“ auskommt.

Was ist der Unterschied zwischen Bio(-dynamischem)-Wein und Naturwein?

In der Weinwelt der Biodynamik hat sich bereits über Jahrzehnte einiges getan und geformt. Dies bedeutet zum Beispiel auch, dass sich über die Zeit gewisse Standards im Bio(dynamischen)-Weinanbau und -ausbau gefestigt haben. Das liegt zum einen an den von den Winzern selbst gesetzten Standards als auch an Prüfstellen wie Demeter, die den Wein nach vorgegebenen Standards prüfen und zertifizieren.

Biowein und Naturwein – eine ähnliche Philosophie?

Von der Philosophie her ähneln sich die beiden Vorgehensweisen bei der Weinherstellung sehr. Den Winzern ist grundsätzlich sehr wichtig, dass dem Wein, sowohl beim Weinanbau als auch beim Ausbau im Weinkeller, Raum zur natürlichen Entfaltung gegeben wird. Der Boden im Weinberg, die Setzlinge, die Maßnahmen gegen und bei Schädlingsbefall, die Lese und die Vinifizierung sind wesentliche Kriterien, bei denen sich die Unterschiede von klassischem zu Bio- oder Naturwein feststellen lassen.

Sich bewusst auf den Naturwein einlassen

Wer sich für die Verkostung von Naturwein entscheidet, sollte sich bewusst darauf einlassen und sich auch mit dessen Herstellung beschäftigen. Eine fränkische Koryphäe unter den Naturwinzern hat mir mal empfohlen, zu überlegen, was ich beim Weingenuss erwarte – ein super Hinweis, der sich im Nachhinein immer wieder als hilfreich erwiesen hat.

Möchte ich zum Beispiel einfach einen Wein trinken, den ich kenne und der mir schmeckt, dann greife ich immer zur halbtrockenen Scheurebe. Habe ich im Restaurant mal Lust, etwas Neues kennenzulernen, bestelle ich eine Sorte, die ich selten trinke oder die ich vielleicht noch gar nicht kenne.

Mir ist dabei dann bewusst, dass die Sorte mich heute vielleicht nicht so anspricht oder mir einfach nicht schmeckt.

Das hat dann oft nichts mit der Qualität des Weines zu tun oder damit, dass der Wein eventuell nicht gut sei. Es hat dann eher mit mir zu tun, mit meinen Geschmacksknospen, mit meinen Gewohnheiten oder mit dem, was ich vorher vielleicht gegessen habe.

Da ich lieber halbtrockene Weine trinke, sind für mich trockene Weine schon immer eine gewisse Herausforderung. Gerade wenn ich Weine für das mainvino-Sortiment auswähle, versuche ich mich davon freizumachen, um dem Wein und dem, was er sorten-technisch mitzubringen hat, möglichst neutral zu begegnen. Das erfordert natürlich auch eine gewisse Übung, aber für mainvino.de habe ich an mich den Anspruch, jeden Wein selbst zu probieren und für eine möglichst breite Masse auszuwählen.

Genauso werde ich es mit der Wahl der Naturweine für mein Sortiment machen. Für mich bedeutet das auch, mich in neue Gefilde zu wagen und meine „Naturwein-freie Comfort Zone“ zu verlassen.

Was macht einen „natural vin“ geschmacklich aus?

Weiter oben im Text habe ich ja von dem ersten Probierschluck gesprochen und davon, dass der Eindruck entsteht, dass etwas fehlen würde. Das hat aus meiner Sicht damit zu tun, dass die konventionellen Weine in erster Linie von fruchtigen Aromen getragen werden. Apfel, Holunder, Johannisbeere, Pfirsich und Co. sind uns bekannte, typische Weinaromen.

Sich frei von dem machen, was man kennt und das Neue genießen

Ein Naturwein hält sich bei Fruchtaromen eher etwas zurück. Im Bukett erwartet den Genießer eine zum Teil starke Hefenote, welche sich auf der Zunge dann doch wieder ganz anders anfühlt. Bereits hier sieht man schon die ersten kritisch hochgezogenen Augenbrauen in der Runde. Aber wie bei jeder Weinprobe ist es beim Verkosten wichtig, sich auf den Wein und dessen Charakteristika zu besinnen.

An dieser Stelle wäre es dann sinnvoll, die Lage und das Erdreich zu kennen, die diesen Wein geprägt haben. Die Winzer sprechen hier vom sogenannten „Terroir“, welches sie im Naturwein mit seinen Besonderheiten betonen möchten.

Es darf erdig, wild und ungewohnt schmecken, denn der Wein durfte sich so entwickeln, wie es ihm möglich war – ohne große, manipulierende Eingriffe im Prozess.

Wie passt der Naturwein in unsere Gesellschaft?

Aktuell sehnen sich viele Menschen nach Nachhaltigkeit und bewusster Ernährung. Sie wollen vor Ort einkaufen und sich auf regionale, ursprünglichere Gemüsesorten besinnen. Genau hier gliedert sich der Naturwein ein und hat definitiv Potenzial, einen nachhaltigen Platz zu finden. Währenddessen bin ich auch schon im Dienste von mainvino unterwegs und verkoste für euch Naturweine aus Franken, die ihr dann schon bald auf mainvino.de vorfinden werdet!

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